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Der Ausdruck Decisive Moment

wird Henri Cartier-Bresson zugeschrieben, der ihn seinerseits dem Buch eines verblichenen Geistlichen entnommen hatte und der ihm im späteren Teil seines Lebens beinahe lästig wurde.

Dennoch wird niemand die Bedeutung des entscheidenden Moments für ein wirklich gutes Bild anzweifeln. Deshalb hier im Folgenden ein Beispiel dafür, wie man den wirklich entscheidenden Moment findet.

Modellbeispiel für das Finden des entscheidenden Moments:

Sie sitzen vor Ihrem Instagramaccount und suchen nach photographischen Inspirationen. Ihr Muf-el-wai Smartphone mit 99 Gigabyte Auflösung, 2000fachem Zoom und 18 elegant auf dem Gehäuse verteilten Kameras liegt schußbereit neben Ihnen. 15.000 Bilder pro Sekunde sendet es wenige Augenblicke nach Ihrer neuesten Serie direkt zu Instagram und sammelt likes ein. Für Notfälle haben Sie in einer Art Patronengurt einige Reserve-Smartphones stecken. Das Ziehen haben Sie vor dem Spiegel geübt. Ihnen soll kein einziges gutes Bild entgehen. Allein in der letzten Woche haben Sie 200.000 Fotos gemacht. Digitales kann wie Rausch sein

Eine technische und künstlerische Herausforderung, als Sie bei Instagram ein Katzenbild, eine Coladose am Strand und einen Sonnen-Aufgang entdecken. Udo Jürgens kommt Ihnen in den Sinn: "Ja immer immer immer wieder geht die Sonne auf." Ihr Muf-el-wai spielt den Titel binnen Sekunden in 3-D-Raumklang. Es ist mit Boxen von Bose ausgestattet. Es versorgt via Blauzahn alle anderen Boxen an denen Sie vorbeigehen mit Sound.

Ein Sonnenaufgang soll es sein. Coladosen am Strand sind Ihnen zu klischeehaft. Und Sie sind ein Mann, also keine Katzenbilder. Aber die Uhrzeit ist die falsche. Die Sonne geht bald unter. Also entscheiden Sie sich spontan und aktiv um. Ihr Muf-el-wai ist für solche spontanen Aktionen die perfekte Kamera, mit einem Opjicktief von Leica.

Es geht an den entscheidenden Moment... Blaue Stunde ab ca 17h. Das sind immer noch einige Stunden bis dahin, die voller Ereignisse sind. Zwischen 12 und 15 Uhr liefert Bofrost die Biogemüsepfanne, die Sie immer essen. Gegessen wird um 13 Uhr. Danach muß Engelbert, der Hund, seinen Mittagsschlaf halten. Die Sonne verschwindet um 16 Uhr hinterm Dach, danach ist kalt.

Von 15 - 16 Uhr Kaffee trinken. Und dann um 17 Uhr nochmal los zum Fotografieren ... Nein, das ist zu viel Fahrerei. Wir sind heuer total öko. Außerdem will Heintje, der holländische Gartenarbeiter auch noch im Garten arbeiten ... Es fängt an, kompliziert zu werden mit dem Sonnenuntergang.

Fazit für den entscheidenden Moment: 17 Uhr zum Fotografieren.

Das Bild ist perfekt, die Autokorrektur hat das Nötige getan, das Herumgeniesel in einen schönen Sonnenuntergang zu verwandeln. Im Vordergrund hat sie noch ein paar Segelschiffe eingefügt.

Neben all dem Lob, welches Sie für Ihr Bild bekommen, gibt es auch fachspezifische Fragen von Profis, die auch gerne so ein gelungenes Bild machen würden, aber bislang scheiterten. Die häufigste Frage ist: "Welche Belichtungszeit war das, verehrter Meister?" Und Ihre Antwort: "Genau 17 Uhr."

In jedem von uns steckt ein kleiner Cartier-Bresson.